Steht nicht länger im Stau, stoppt den Schienenklau! Remscheider Agenda 21 um 2002

Bei Aufräumen ist mir dieses Flugblatt in die Hände gefallen, das aufgrund der genannten Politiker und ihrer Positionen aus der Zeit von 1998 bis 2002 stammt, wobei ich das Flugblatt eher ans Ende dieser Zeit ansetze, evt. sogar zur Bundestagswahl 2002 verfasst. In dieser Zeit war ich Mitglied in  der Remscheider Agenda 21, Kandidat der der ÖDP und im Fahrgastbeirat der OVAG. Durch Teilnahme an politischen Veranstaltungen, Bürgeranträge und über Resolutionen und Leserbriefe versuchten wir in dieser Zeit die Reaktivierung der bergischen Bahnstrecken zu erreichen und Politikerinnen und Politiker zu überzeugen. Die Bezeichnung „Regiobahn“ wurde bewusst gewählt, weil die Strecke Kaarst – Düsseldorf – Mettmann damals modernisiert wurde und von 1999 an einem nicht erwarteten Fahrgastrekord zum nächsten fuhr. ich erlaube mir beim Text kleine redaktionelle Anpassungen, um dessen Wirkung oder Infogehalt zu verbessern.

 

Steht nicht länger im Stau!

Stoppt den Schienenklau!

(Bild eines Schienen fressenden Monsters mit Auspuff)

Mit der

Bergsichen Regiobahn

bald wieder Ruck-Zuck

ins Herz des Bergischen Landes

nach Wipperfürth und Hückeswagen

Die „Schnelle Schiene“ von 

Oberberg nach

Köln und Düsseldorf

Ihr Anschluss ins Zentrum des Bergischen Landes wird die

„Bergische Regiobahn“

Die „Bergische Regiobahn“ ist die Bahnstrecke von Wipperfürth über Hückeswagen nach Remscheid und Wuppertal. Wir können sie leider heute nicht mehr nutzen, weil dort kein Zug mehr fährt.

Aber warum fährt die bahn nicht?

Vor zwanzig Jahren schätzten wir in Remscheid Lennep, Hückeswagen, Wipperfürth, Marienheide und Gummersbach noch die dörfliche Gemütlichkeit. 5 mal am Tag wurden die Städte in beiden Richtungen mit dem Zug mit der weiten Welt verbunden. Inzwischen sind die Städte zu eng mit Bergischen und Rheinischen Großstädten verbundenen Orten mit vielen Pendlern geworden. Deshalb brauchen wir heute eine schnelle Verbindung im Takt.

Zu Zeiten der Bundesbahn wurden diese Strecken herunter gewirtschaftet – und das schon vor der amtlichen Stilllegung des Personenverkehrs 1986. Damals regte sich leider kein Protest mehr gegen die Stilllegung. [Zur Landtagswahl 1985 ein Jahr zuvor wollte dies niemand hinnehmen, so dass ein Streckenteil mit noch weniger Zugfahrten noch ein Jahr Aufschub bekam.] Das wachsende Mobilitätsbedürfnis der Bürger interessierte nicht.

Heute sollte das nicht mehr gelten! Die Mobilität der Bürger hat zugenommen. Da keine Bahnverbindung mehr bestand [und 5 Zugpaare auch schon nicht mehr attraktiv waren], fahren die Menschen mit dem Auto. Der Bus bleibt für diejenigen übrig, die sich kein Auto leisten können oder wollen.

Wieder fahr‘ n mit der Bergischen Regiobahn?

Eine moderne und komfortable Bahn schafft für Pendler eine bequeme Fahrt zur Arbeit und zum Einkauf. Verbindungen zu den Fernzügen öffnen den Reisenden ganz Europa auf der Schiene und in der Luft über die Flughäfen Köln und Düsseldorf.

Seit Jahren haben Politik und Verwaltung die Wirtschaftlichkeit der Strecken in Gutachten und Konzepten belegen lassen. Auf vielen wiedererstandenen Strecken in NRW biten heute moderne und komfortable Bahnen an hellen und sauberen Bahnsteigen einen attraktiven Zugverkehr. Straßen und Umwelt werden entlastet. Die bestehenden Bahnstrecken erhielten neue Haltestellen, die fußläufig ideal und zentral in den Orten liegen. Parkplätze erleichtern den Umstieg. Blühende Blumen und grüne Bäume statt Graffiti und Abfälle begrüßen Sie zu einem stressfreien Reisevergnügen. Im Zug empfangen Sie freundliche Servicekräfte. In anderen Regionen ist das bereits Alltag, etwa auf den Strecken der Dürener Kreisbahn (Heimbach – Kreuzau – Düren – Jülich) und der Regiobahn (Kaarst – Düsseldorf – Mettmann).

Die Straßen entlsten

Die Bergische Regiobahn entlastet die B 237, die B 51 sowie die gefürchtete Kreuzung „Trecknase“. Die engen Ortsdurchfahrten werden beruhigt und die dicht besiedelten Wohn- und Gewerbegebiete werden zusätzlich zur Straße mit einem unabhängigen Verkehrsweg erschlossen. Eine zeitgemäß ausgebaute Verbindung mitten in den sich stürmisch entwickelnden Oberbergischen Kreis verbindet 200.000 Menschen in den dicht besiedelten Wohn- und Gewerbegebiten miteinander und mit den Zentren. Aus- und Neubauten von Straßen mit allen daraus entstehenden Nachteilen werden damit auf Jahre hinaus unnötig.

Wirtschaft und Tourismus fördern

Schnelle Bahnverbindungen mit den Ballungsräumen sind bevorzugte Standortfaktoren für Wohnungen und Unternehmensstandorte (Arbeitsplätze). Damit ergibt sich für Investoren eine interessante wirtschaftliche Perspektive an dieser Achse mit Chancen für die Stadtentwicklung.

Die Ausflugsziele im Oberbergischen Kreis, besonders Talsperren, Wanderwege und alte Kirchen und Stadtkerne werden für Besucher aus den Großstädten erschlossen. Das schafft Existenzen, Arbeitsplätze und eine höhre Lebensqualität im Bergischen Land.

Güter auf die Bahn

Viele bestehende und neu ansiedelnde Betriebe haben ein großes Transportaufkommen. Sie können wieder auf die Bahn verladen  und entziehen sich so dem Würggriff der Staus auf den Straßen. Die im Aufbau begriffenen Industriegebiete Bergisch Born  und Wiehagen könne einfach und Kostengünstig an die vorhandene Bahnstrecke angeschlossen werden. Die Entwicklung moderner Transportsysteme auf Containerbasis vereinfacht und verbilligt den Gütertransport auf der Schiene. Durch Gutachten ist bestätigt, dass nirgendwo im Lande so große Transportzuwächse erwartet werden, wie in dieser Region.

Das ist Umweltschutz der allen nutzt.

Gehen die „kommunalen Schienenfresser“ um?

Viele Kommunalpolitiker haben in der Vergangenheit den Anschluss der Region an das Schienennetz gefordert. Aber dennoch konnten die die Entwicklung nicht aufhalten. 1984 versuchte die Bundesbahn unter Verwendung falscher Zahlen die Strecke Gummersbach – Remscheid los zu werden. Aufgrund der Landtagswahl 1985 gab es jedoch ein Jahr Aufschub für die Teilstrecke Remscheid – Wipperfürth Ost. Da der Nahverkehr noch nicht regionalisiert war, konnte die Bundesbahn, sobald die Genehmigung durch den Bundesverkehrsminister vorlag ein Strecke stilllegen.

Ist das endgültige Aus der Eisenbahnstrecke Remscheid Lennep _ Wipperfürth beschlossen? 

Heute wollen die Ratsmehrheiten und Bürgermeister der Städte Hückeswagen und Wipperfürth die Eisenbahnstrecke endgültig demontieren und so die Grundstücke für eine Neubauplanung verfügbar machen. Reste der Trasse sollen als Wander- und Radweg bestehen bleiben. Warum nicht die ganze Strecke als moderne und wirtschaftliche Bahnverbindung erhalten?

In Hückeswagen wird im Stadtzentrum auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs ein Supermarkt mit Parkhaus gebaut. Damit soll die Innenstadt als Einkaufszentrum aufgewertet werden. ist es ein Witz, dass die „Neue Mitte“ in Oberhausen extra einen Stadtbahnanschluss bekam, während Hückeswagen für seine „Neue Mitte“ die bestehende umweltfreundliche Bahn stilllegen und eine Verkehrsader vernichten will?

Die Kassen sind voll

Die Konzepte liegen auf dem Tisch. Die Investition für eine Reaktivierung wird wird vom Land Nordrhein Westfalen mit 80% bezuschusst. Die Mittel stehen in Düsseldorf bereit, auch wenn in den Gemeinden und im Kreistag etwas anderes behauptet wird. Jedes Jahr werden im Landeshaushalt bereitgestellte Mittel nicht in Anspruch genommen.

Durch nicht benötigten Straßenbau in Ortskernlage ergeben sich zusätzlich Einsparungen für die beteiligten Gemeinden. Straßen kosten etwa 5 mal soviel wie die Reaktivierung der gleichen  Strecke als Schienenweg.

Der Betrieb auf der Schiene wird sich nach den auch dem Landesverkehrsministerium vorliegenden Gutachten rechnen- Nicht nur neue Fahrgäste werden die Kasse füllen. Die Bergische Regiobahn ist in der Lage , Verkehrsinvestitionen an anderer Stelle zu verringern oder einzusparen.

Taten statt warten

Da die Gleistrasse als solche nur noch bis Ende 2002 als Eisenbahn rechtlich gesichert ist, gilt es, jetzt zu handeln. Wir Bürgerinnen und Bürger müssen jetzt Verwaltungen und Politiker, die die Eisenbahn ablehnen in die Pflicht nehmen und diese auffordern, Taten folgen zu lassen. Die Bedienung auf der Schiene wird zwar nicht sofort zum Nulltarif zu haben sein, aber sie zahlt sich für uns alle mittelfristig wieder aus – durch neue Fahrgäste, eingesparte Straßen, weniger Staus, Lärm, Unfälle, Abgase, bessere Luft und eine hohe Attraktivität als Wirtschaftssstandort mit Güterbahnanschluss.

Packen wir es an!

Die Eisenbahnstrecke Gummersbach – Marienheide – Wipperfürth – Hückeswagen – Remscheid Lennep (-Wuppertal / Solingen) muss schleunigst wieder in die erste Liga der in NRW wieder zu belebenden Strecken aufgenommen werden.

Verlangen Sie das von ihren Kommunalpolitikern:

Bürgermeister (Amtszeit)

Hückeswagen: Norbert Jörgens (1997 – 2004)

Wipperfürth: Guido Forsting (1999 – 2009)

Remscheid: Fred Schulz (1995 – 2004)

Ministerpräsident Wolfgang Clement (1995 – 2002)

und alle Fraktionen der Region von CDU, FDP, SPD, Grünen, UWG, …. per Brief und Leserbrief.

Für den Bahnabbau wesentlich verantwortliche Parlamentarier:

MdL: Peter Biesenbach (Fragen an den MdL )

MdB: Klaus Peter Flosbach (Fragen an den MdB?)

„Wir brauchen die BERGISCHE REGIOBAHN!“ 

Sie wollen mitmachen oder haben Fragen? (Da es die Agenda 21- Gruppe nicht mehr gibt entfallen hier die Kontaktangaben.)

Sprecher der AG Verkehr der Agenda 21 Remscheid und ViSdP des ursprünglichen Textes: Klaus Kowakowski (+), Remscheid

Die Agenda 21 ist ein Zusammenschluss von politisch unabhängigen Bürgern, die im Rahmen des Klimabündnisses von Rio dauerhaft tragfähoge Projekte für nachhaltiges Wirtschaften erarbeiten. Sie werden dabei von land, Städten und Kreisen unterstützt.

Klaus Kowakowski war Verkehrspraktiker und hat wesentlich dazu beigetragen, durch Gütertransporte die Güterzugstrecke nach Remscheid Bliedinghausen zu erhalten. Dazu diese Mail an mich aus vom August 2011, die zeigt, dass es auch unter den Verladern der Güterbahn sehr irrational handelnde Menschen gab, die die Bahn schlecht redeten, obwohl diese zufrieden waren, womit diese aber der Bahn geschadet haben und sich letztlich selber das Angebot der Bahn zerstörten:

„Als Verantwortlicher in einem Großunternehmen habe ich 1989 für alle Lieferungen ab 250 Kilometer den Kombinierten Bahntransport eingeführt. Das Geschrei war gleich zu Beginn, mit Argumente die Bahn könne keinen zuverlässigen Transport schaffen, groß. Tatsächlich jedoch sind alle Transport von Köln-Eifeltor, Düsseldorf-Bilk und Wuppertal-Langerfeld und Neuss, pünktlich und mit großer Zuverlässigkeit an Bestimmungsort angekommen. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer der Gesellschaft Kombiverkehr kam seltsame Mentalität von Spediteuren zur Sprache. So wurde der Geschäftsführer bei einem Referat von einem Spediteur scharf angegriffen. Als der Geschäftsführer später darauf hinwies, dass er seit Jahren doch zufriedener Kunde von Kombiverkehr sei, sagte der Spediteur: „Das brauchen doch die anderen Teilnehmer nicht zu wissen.“ Diese Denke offenbart eine Art von Blut und Boden Betrachtung, die sich von den Gründervätern der Nachkriegsspeditionen mit dem ausgeprägten Stuss vom „Kapitän der Straßen“ immer noch auf nachfolgende Unternehmer ungut überträgt.
Dazu kommt, dass die Bahn weitgehend kampflos der Entwicklung von Gütertransporten von der Schiene auf die Straße zugelassen hat. Aber auch die Politik hat dieser falschen Entwicklung durch präferieren und subventionieren des Straßengüterverkehrs Vorschub geleistet. Jetzt besteht die Situation, dass durch unaufhaltsame Verschuldung aller staatlicher und kommunaler Bereiche keine absehbaren finanziellen Möglichkeiten zur Kehrtwende für „Güter auf die Schiene“ verfügbar sind. Wer würde denn auch von staatlicher Seite auf die sicheren Einnahmen von Schwerverkehrsabgabe, Mineralölsteuer, Ökosteuer und obendrauf noch Mehrwertsteuer verzichten wollen?“

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