Archiv für den Monat September 2012

Statt der Sennebahn lieber die FDP stilllegen

Leserbrief von Felix Staratschek, erschienen am 20.11.1996 in der Neuen Westfälischen in Paderborn

Betrifft: Artikel „FDP: Die Sennebahn stilllegen?“ in der NW- Ausgabe vom 08.10.1996

Einen Schnellbus will die FDP zwischen Paderborn und Bielefeld auf die Straße schicken und die Sennebahn stilllegen. Dieser Bus soll laut älteren berichten in einer Stunde Paderborn und Bielefeld verbinden und dabei nur in Hövelhof halten.

Die heutige Sennebahn schafft trotz des schlechten Streckenzustandes und trotz der zahlreichen Haltestellen die Strecke schon heute in einer Stunde. Auf einer ausgebauten Strecke kann die Fahrzeit eines gewöhnlichen Zuges auf 40 Minuten reduziert werden. Ein „Expresszug“ bräuchte ohne Halt nur 20 Minuten. zusätzliche Zugfahrten auf der Sennebahn sind recht preiswert möglich, wenn aufgrund schnellerer Umläufe mit der gleichen Anzahl an Personal und Triebfahrzeugen mehr Fahrten angeboten werden können. Ferner hängen die Betriebskosten auch vom Betreiber ab und von den eingesetzten Fahrzeugen. So könnte die Sennebahn auch von der BVO (Busverkehr Ostwestfalen / Bahnbus), der PESAG (heute Padersprinter) oder der TWE (Teutoburger Wald- Eisenbahn) betrieben werden.

Wenn der Ausbau der Sennebahn 35 Millionen DM kostet, ist das auch kein Argument gegen die Schiene. Nachdem man in der Vergangenheit die Straßen mit weit größeren Beträgen ausgebaut hat, ist der Bahnausbau geradezu preiswert. Mit dem Geld, dass die A 33 gekostet hat, könnte zwei bis drei mal das ganze Paderborner Stadtbahnsystem errichtet werden. Alleine 2 Kilometer Bundesstraße 1 westlich von Paderborn haben 40 Millionen DM gekostet.

Und dass die Bahn teurer als der Bus ist, stimmt häufig nicht. Ein Triebwagen der Baureihe 628 kann drei bis vier volle Linienbusse ersetzen, eine Doppeleinheit noch mehr. Ist der Triebwagen einmal gekauft, fährt dieser auf einer ausgebauten Bahnlinie zu so niedrigen Grenzkosten, dass es auch abends nicht sinnvoll ist, den Triebwagen durch einen Bus zu ersetzen.

Umstellungen vom Schienenverkehr auf Busbetrieb haben dazu geführt, dass schon nach kurzer Zeit über die Hälfte der Zugfahrgäste auf das Auto umstieg. Umgekehrt haben verbesserte Bahnstrecken überall auch mehr Fahrgäste angesprochen und die Reisendenzahlen teilweise sogar vervielfacht.

Wenn die FDP weiterhin versucht, Streckenstilllegungen durchzusetzen, kann ich nur hoffen, dass die Wähler bald die FDP stilllegen. Denn diese Pläne der FDP würden den Oberzentrum Paderborn und den künftigen Generationen schweren Schaden zufügen.

Abs.: Felix Staratschek, damals verkehrspolitischer Sprecher der Ökologisch Demokratischen Partei (ÖDP) im Kreis Paderborn, Wohnsitz im Riemekeviertel

Kontakt: Viertürmeblog

Twitter